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Monte Grappa

Der Monte Grappa war der Ausgangspunkt unserer Roadtripplanung. Er ist mit seinen 1775 m die höchste Erhebung im Grappastock, der südlichste Ausläufer der Dolomiten. Seine bewaldeten und zerklufteten Felshänge erinnern an jene von Südostasien, gar nicht so an scharfkantige Steinzinken der Dolomiten.

Nach einer gewittergeschwängerten Nacht, so ein Wetterleuchten habe ich noch nie gesehen, bei dem ebenfalls aufgekommenen Wind geriet sogar unser Bus in Seegang, starteten wir von Soronzo de Grappa in Richtung Gipfel. Die Ortschaft hat ihren Namen nicht vom Schnaps, den es in der Gegend auch reichlich in zahlreichen Destillationen zu verkosten gibt, sondern vom Berg Monte Grappa, an dessen Fuß es gelegen ist.

Kurz nach Sonnenaufgang :D, also um 8 Uhr 45, starteten wir auf der ehemaligen Millitärstraße bergan. Immer gemächlich steil, wie es Kriegsstraßen so an sich haben. Gott sei Dank ist sie von Bäumen aller Art gesäumt und nicht wie bei uns abgeschleckt und zurechtgestutzt. Denn die Sonne beginnt schon bald wieder ihr Werk und heizt die Luft, trotz der Abkühlung durch das Gewitter, am Vortag rasch auf. Doch ab Campocrocce, einer auf halbem Weg gelegenen Alm, müssen wir uns schon bei ein paar steilen Rampen selbst anfeuern. Die Rennradfahrer mit ihren leichten Carbonrädern rufen in solchen Augenblicken leichten Neid hervor. Aber auch wir schaffen es bis zum Gipfel mit Kondition statt Carbon.

Auf dem Gipfel sticht einem sofort das Ossarium ins Auge. Ein monumentales Denkmal, für die tausenden gefallenen italienischen und österreichischen Soldaten der Piaveschlachten des 1. Weltkrieges. Es wurde von den Faschisten in den 30er-Jahren als Mahnmal errichtet.
Heute ist der Monte Grappa ein beliebter Ausgangspunkt für Paragleiter und Wanderer und auch immer mehr Mountainbikern.

Nach kurzer Stärkung auf dem Refugio standen wir vor dem großen Problem, dass wir ohne Wanderkarte unterwegs waren, weil diese leider vergriffen ist. Ein Biker fiel uns jedoch beim Abmarsch auf, er war nicht in Rennraddress unterwegs, sondern war mit Protektoren und richtiger Mountainbike Bekleidung ausgestattet. Kurzerhand wurde er befragt, wo denn der Sentiero 153 zu starten wäre. Und siehe da, nach einiger Zeit des englisch/italienisch/deutschen Gesprächs und Kartenstudiums wussten wir wo es lang ging. So zirka halt.

So stieg mit dem nahen Erreichen des Einstiegs auch meine Nervosität. Aufgeregt bin ich ja immer, wenn so spektakuläre Touren anstehen, aber diesmal war es das extrem ausgesetzte Terrain, welches meine Nerven strapazierte. Die Anfahrt ging zuerst den Frontsteig 152 entlang. Immer ein leichtes Bergauf-/Bergabspiel, mit echt grandiosem Ausblick bis zur Adria und skuril schroffen Steinformationen. Alle Wanderer, die uns auf dem schmalen, ausgesetzten Pfad begegneten, belächelten etwas verständnislos unser Vorhaben.

Beim Einstieg in den 153er wurde nochmals alles festgezurrt, Helm, Protektoren, Rucksack, Nervenkostüm und ab ging es. Der Weg an sich war nicht schwer zu befahren aber voll mit losem, rutschigen Geröll und Steinstufen, aber das war nicht das Problem. Vielmehr der Abgrund, der sich auftat, sobald man einen Blick seitwerts des Trails riskierte.

Doch es war so klass, die hohen Felswände, die spektakulären Kluften, die grünen Bewaldungen, die Tunnels am Trail auch die Angespanntheit und Nervosität.
So schlängelten wir uns 800 hm den Hang hinunter. Der Weg wurde zirka zur Hälfte echt flowig und ab der Einfahrt in den Wald richtig schnell.

So erreichten wir mit einem fetten Grinser San Liberale, wo schon Jürgen mit einem Espresso auf mich wartete.
Ein wahres Erlebnis dieser Monte Grappa, ein Meilenstein in unserer Mountainbike Geschichte und ganz sicher eine Wiederholungstat wert.