Rauhnächte

Silvester, lateinischen Ursprungs vom Wortstamm „silva“ -Wald, wird mit  „Waldmensch“ übersetzt.

Seit vielen Jahren verbringen wir nun schon die Silvesternacht ganz nach ihrem Worturspung in den Wäldern und Bergen unserer Umgebung. Heuer haben wir  die mystischen Vorderen Tormäuer, am Fuße des Ötschers gelegen, für unseren Übergang ins neue Jahr gewählt.
Zahlreiche Mythen und Geschichten ranken sich seit jeher um die Ötschergegend und nicht nur das, es scheint, als ob das Plätschern der Erlauf und das Hallen in den Gräben jeden Tag auf´s Neue dem wahren Zuhörer etwas aus ihrer Vergangenheit ins Ohr flüstern.

Es ist ein finsterer Abend, nur eine kleine Neumondsichel weist uns den Weg zum Einstieg beim Eibenboden. Und dann geht es „Schwupp“ und man taucht ein in ein Reich aus Wasserrauschen, Schneeknistern, Eiskrachen, Ästeknacksen und Sterneglitzern. Ja, die Sterne leuchten dort noch in all ihrer Pracht, abseits von Licht- und Leuchtraketensmog.

Der Strahl unserer Stirnlampe leitet uns vorbei am Trefflingfall hin zum Toreck,die engste Stelle der Erlauf, wo uns eine grandiose Eiszapfenwand erwartete. Das Stapfen, man muss eher sagen Gleiten, auf dem eislaufplatzglatten Eis war eine echte Herausforderung, aber seine Überwindung wert.

 

Vorbei an der Teufelskirche, einer pyramidenartigen unten ausgehöhlten Felsnadel, gelangten wir über zahlreiche Brücken schließlich ins verschneite und raubereifte Trübenbach.


Begeistert und motiviert von unserer Nachtwanderung in den Vorderen Tormäuern, beschlossen wir uns am Neujahrstag doch nicht ins Pistengetümmel zu stürzen, zum Gedenken auch an etwaige Bandscheibenprobleme ;), und anstatt dessen die Hinteren Tormäuer zu erkunden.

 

So starteten wir mit unserem Syncro nach Erlaufboden. Herrlich verschneite Landschaft inklusive. Eine trockene Kälte, wie ich sie liebe, empfing uns. Diesmal glitzerten nicht die Sterne, sondern die schneebedeckten Spitzen der Tormäuer in der Wintersonne. Die Wassermänner säuselten wieder um die Wette ihre glucksenden Lieder, als wir das Reich des Ötschers betraten.

Eine ursprüngliche Gegend nahm uns auf, die Erlauf hier viel breiter und verklauster als in den Ötschergräben, aber wild und ungezähmt wie man sie kennt. Die Steiganlagen, Wege und Brücken waren in den Hinteren Tormäuern leider zum Großteil extrem vereist.  So kam es, dass wir ca. nach dreiviertel Wegstrecke, auf Höhe der Gamslucke, von einem komplett vereisten Felsvorsprung zur Umkehr gezwungen wurden.


Ein Silvesterabend und ein Start ins neue Jahr 2017 ohne Kracher, Krawall und Remmidemmi, dafür mit krachendem Eis und der sagenumwobenen Stille der Gräben am Fuße des Ötschers.

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